Google-Ranking 2025: Gerichtsdokumente enthüllen die Macht von Nutzersignalen

The Google Web Search homepage in a tablet
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Die Suchmaschinenoptimierung (SEO) steht vor einem Paradigmenwechsel. Jüngst veröffentlichte Gerichtsdokumente aus dem Kartellverfahren „United States et al. v. Google“ (Fallnummer 20-cv-3010 (APM) und 20-cv-3715 (APM)) in den USA haben tiefe und bisher unbestätigte Einblicke in die innersten Abläufe von Googles Ranking-Algorithmen gewährt.

Diese Primärquelle bestätigt, was viele SEO-Experten lange vermutet haben: Nutzersignale sind nicht nur wichtig, sondern von fundamentaler Bedeutung für das Google-Ranking, möglicherweise sogar wichtiger als traditionelle Signale wie der PageRank (ein von Google entwickelter Algorithmus, der die Bedeutung einer Webseite anhand der Anzahl und Qualität eingehender Links bewertet).

Für SEO-Verantwortliche bedeutet dies eine entscheidende Neuausrichtung ihrer Strategien.

Die Enthüllung aus der Gerichtsprüfung: Nutzersignale als Herzstück des Google-Rankings

Die im Kartellverfahren gegen Google veröffentlichten Dokumente zeigen klar und eindeutig: Google setzt Nutzerinteraktionen und Verhaltensdaten in jedem einzelnen Schritt des Suchprozesses ein – vom ersten Crawling und der Indexierung einer Webseite bis hin zur finalen Bewertung und Sortierung der Ergebnisse. Seit über 15 Jahren lernt Google fortlaufend aus dem Verhalten seiner Nutzer, um die Suchergebnisse zu verfeinern und deren Relevanz sowie Nützlichkeit präzise einzuschätzen.

Dr. Eric Lehman, ehemals Distinguished Engineer bei Google, bestätigte vor Gericht unmissverständlich, dass Klickdaten für das Ranking genutzt werden. Gleichzeitig enthüllte er, dass Google intern angewiesen war, diese Tatsache nicht öffentlich zu machen, um SEO-Experten keine Ansatzpunkte für Manipulationen zu liefern.

Auch Dr. Allan (ein Google-Manager, der an internen Diskussionen über Datenschutz und Wettbewerbsrisiken beteiligt war) äußerte Bedenken: Eine zu große Offenlegung von Nutzerdaten könnte es Wettbewerbern ermöglichen, Googles Ranking-Mechanismen nachzuahmen. Um diese Risiken zu begrenzen, wurde der Umfang der offengelegten Daten gezielt reduziert.

Key Takeaway: Google weiß intern seit Jahren, dass Klick- und Nutzersignale entscheidend fürs Ranking sind – kommuniziert dies aber nicht öffentlich, um Manipulationen zu verhindern.

Googles geheime Mechanismen: Glue, Navboost und RankEmbed BERT

Um diese umfangreichen Nutzerdaten zu erfassen und zu verarbeiten, setzt Google hochkomplexe Systeme ein, deren Funktionsweise nun detaillierter bekannt ist:

  • Das „Glue“-System: Dies ist eine umfassende Protokolltabelle, die detaillierte Nutzeraktivitäten aufzeichnet. Dazu gehören die genaue Suchanfrage, Sprache, Standort und Gerätetyp des Nutzers, die auf den Suchergebnisseiten (SERP) angezeigten Inhalte (Webseiten und SERP-Features), was der Nutzer angeklickt oder per Mouseover berührt hat, die Verweildauer auf der SERP sowie automatische Interpretationen und Vorschläge zur Suchanfrage. Aus jeder einzelnen Suche lernt Google, um die Vorhersage hilfreicher Ergebnisse zu verbessern. Das Glue-System enthält auch Navboost-Informationen.
  • Navboost: Ein System, das Klickstromdaten speichert. „Lange Klicks“ (Nutzer bleiben länger auf einer Seite) werden als positive Signale für Relevanz und Qualität gewertet, während „kurze Klicks“ (schnelle Rückkehr zur SERP) auf geringe Relevanz hindeuten. Navboost sammelt diese Klickstromdaten seit 2005 und nutzt sie zur Bewertung der Relevanz.
  • RankEmbed BERT: Ein Deep-Learning-Modell, das mit 70 Tagen Suchprotokollen und Bewertungen von Qualitätsprüfern trainiert wird. Es versteht natürliche Sprache und Nuancen, vor allem bei Long-Tail-Suchanfragen. Nutzeraktionen und Qualitätsprüfer-Bewertungen helfen dem Modell, seine Vorhersagen kontinuierlich zu verbessern.
  • Jedes Dokument im Google-Index erhält eine eindeutige ID (DocID), die eine Reihe von Signalen und Attributen wie Popularität, Qualität und Autoritätskennzahlen enthält, die auf Feedback-Systemen wie Navboost und Glue basieren.
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Key Takeaway: Glue, Navboost und RankEmbed BERT zeigen: Google nutzt eine Kombination aus Verhaltensdaten und KI, um Relevanz und Qualität besser zu bewerten.

Zentrale Faktoren für Googles Ranking-Algorithmen: Daten, Qualitätssignale und Nutzererfahrung

Um die Bedeutung der jüngsten Enthüllungen besser einzuordnen, lohnt sich ein Blick auf vier zentrale Faktoren, die Googles Ranking-Algorithmen besonders prägen. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht:

  1. Chrome-Daten und Website-Popularität: Welche Rolle sie im Google-Ranking spielen

Die Gerichtsdokumente belegen ferner, dass Chrome-Browser-Daten eine größere Rolle für das Google-Ranking spielen, als bisher bekannt war. Mit über 60 % Marktanteil liefert Chrome Google einen riesigen Datenschatz. Es gibt deutliche Hinweise, dass Popularität als wichtiges Ranking-Signal auf Chrome-Besuchsdaten basieren kann. Aktive Nutzerinteraktionen wie das Ausfüllen von Formularen, intensives Scrollen oder Einkäufe werden als stärkere positive Signale gewertet als passive Verlinkungen von anderen Websites. Dieser Datenvorteil verschafft Google einen erheblichen Wettbewerbsvorteil, da Konkurrenten keinen Zugang zu vergleichbaren Nutzungsdaten haben.

  1. PageRank (Linkbewertungsalgorithmus) im Vergleich zu modernen Qualitätssignalen: eine SEO-Neubewertung

Die traditionelle Bedeutung des PageRank-Algorithmus tritt zurück. In den Dokumenten wird PageRank – also Googles Algorithmus zur Linkbewertung – nur noch als „ein einzelnes Signal bezüglich der Entfernung von einer bekannten guten Quelle“ beschrieben. Viel aussagekräftiger ist die Formulierung, dass der größte Teil von Googles Qualitätssignal von der Webseite selbst stammt. Dies deutet darauf hin, dass grundlegende Eigenschaften einer Webseite – wie Inhaltqualität, Nutzererfahrung und direkte Nutzerinteraktionen – mittlerweile wichtiger sind als externe Verlinkungen.

  1. Nutzersignale steuern Crawling und Indexierung: Einfluss auf Sichtbarkeit und SEO

Nutzersignale beeinflussen nicht nur das Ranking, sondern auch die grundlegenden Prozesse der Suchmaschine. Google verwendet Nutzerdaten bereits in der frühesten Phase des Suchprozesses, um zu bestimmen, welche Websites gecrawlt werden sollen, in welcher Reihenfolge dies geschehen soll und wie häufig das Crawling stattfinden soll. Ziel ist es, den Suchindex möglichst breit abzudecken und aktuelle Ergebnisse zu liefern. Websites mit häufigen und positiven Nutzerinteraktionen werden tendenziell öfter gecrawlt. Ein sogenannter Spam-Score wird ebenfalls bei Crawling-Entscheidungen berücksichtigt.

  1. Menschliche Qualitätsprüfer im SEO-Ranking: Warum ihre Bewertungen für Google entscheidend sind
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Menschliche Qualitätsprüfer nehmen eine zentralere Position in Googles Ranking-System ein, als öffentlich kommuniziert wurde. Die Gerichtsdokumente enthüllen, dass die Bewertungen dieser Prüfer als direkte Trainingsdaten für zentrale Ranking-Modelle wie RankEmbedBERT verwendet werden. Ihre Bewertungen fließen als „fundamentale Datensätze“ in die Entwicklung der Algorithmen ein und prägen damit indirekt die Bewertung von Milliarden von Webseiten.

Googles Datenhoheit und ihre Folgen für Wettbewerb und SEO

Die Gerichtsdokumente zeigen eindrucksvoll, welch riesige strukturelle Hürde Googles Datenmacht für andere Suchmaschinen darstellt. Die Kombination aus Chrome-Browser-Daten, gewaltigen Suchprotokollen und hochentwickelten KI-Systemen schafft massive Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber. Ohne Zugriff auf ähnliche Datenbasis fällt es Konkurrenten schwer, ebenso präzise und nutzerorientierte Ranking-Algorithmen zu entwickeln. Googles Vorsprung verstärkt sich selbst: bessere Ergebnisse ziehen mehr Nutzer an, die weitere Daten liefern – ein endloser Kreislauf, der den Abstand vergrößert.

Besonders bemerkenswert ist die Einschätzung des Richters: Die Entwicklung von KI-Chatbots und generativer KI eröffnet erstmals seit über zehn Jahren eine „ernst zu nehmende Chance“, Googles Marktdominanz ins Wanken zu bringen. Konkurrenz könnte also nicht mehr aus klassischen Suchmaschinen, sondern aus völlig neuen, KI-basierten Informationssystemen entstehen.

Das Gerichtsurteil vom September 2025 verpflichtet Google zudem, bestimmte Daten an „qualifizierte Wettbewerber“ weiterzugeben. Ob dies in der Praxis wirkt, bleibt offen. Angeordnet wurde die Offenlegung von Suchindex- und Nutzerinteraktionsdaten – nicht jedoch von Anzeigen-Daten. Ziel ist es, Google die „Früchte seiner ausschließenden Handlungen“ zu entziehen und den Wettbewerb zu beleben. Wie groß der Vorteil ist, zeigt eine Zahl: Google sammelt in nur 13 Monaten so viele Klick- und Suchanfragedaten wie Bing in 17,5 Jahren – ein klarer Beweis für die ungleiche Ausgangslage.

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Key Takeaway: Googles Vorsprung basiert auf Datenmacht. KI könnte langfristig die einzige echte Bedrohung für diese Dominanz sein.

Praktische Implikationen für SEO-Spezialisten

Die Erkenntnisse aus den Gerichtsdokumenten sind für Website-Betreiber und SEO-Strategen von enormer Tragweite. Sie machen klar: Echte Nutzerinteraktionen und echte Zufriedenheit entscheiden heute über Erfolg oder Misserfolg in den Suchergebnissen.

  • Nutzererlebnis optimieren (UX): Setzen Sie auf ein rundum positives Besuchererlebnis. Dazu gehören schnelle Ladezeiten, intuitive Navigation, hochwertige und relevante Inhalte sowie eine klare Struktur, die Besucher zum Verweilen und Klicken motiviert. Die Dokumente belegen: Qualitätssignale stammen direkt von der Webseite.
  • Starke Qualitätssignale senden: Reduzieren Sie Absprungraten, erhöhen Sie Verweildauer und fördern Sie wiederkehrende Besuche. Interaktionen wie Kommentare, ausgefüllte Formulare oder Käufe wirken sich besonders positiv aus. Damit erfüllen Sie zugleich die E-E-A-T-Kriterien (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness), die auch menschliche Qualitätsprüfer anwenden.
  • Anpassung an KI-Algorithmen: SEO der Zukunft bedeutet, Inhalte so zu gestalten, dass Systeme wie RankEmbed BERT Kontext und Suchintention optimal erfassen können. Mit der wachsenden Integration von Daten aus Chrome und anderen Google-Produkten wird eine konsistente, hochwertige Nutzererfahrung über alle Touchpoints hinweg noch wichtiger.

Fazit und SEO-Strategie: Mehrwerte für Nutzer generieren anstatt nur Links aufbauen

Die Gerichtsdokumente haben die bisherigen Vorstellungen über die Funktionsweise der weltweit führenden Suchmaschine grundlegend erschüttert. Sie bestätigen eindeutig, dass Nutzersignale eine deutlich zentralere Rolle spielen, als Google über viele Jahre hinweg öffentlich eingeräumt hat. Der Zugriff auf gigantische Datenmengen – gesammelt über Systeme wie Glue, Navboost und den Chrome-Browser – hat Google einen massiven Wettbewerbsvorteil verschafft, der den Suchmaschinenmarkt seit über einem Jahrzehnt nahezu „eingefroren“ hält.

Für SEO-Experten ist die Botschaft klar: Die Ära oberflächlicher SEO-Tricks ist endgültig vorbei. Erfolg in den Suchergebnissen verlangt eine ganzheitliche Nutzerorientierung und echten Mehrwert für Besucher. Es geht nicht länger nur darum, Links aufzubauen, sondern darum, Websites zu entwickeln, die Google und Menschen gleichermaßen begeistern – mit relevanten, hilfreichen und ansprechend aufbereiteten Inhalten sowie einer hervorragenden Nutzererfahrung. Die Qualität einer Webseite, gemessen am realen Nutzerverhalten, ist heute zum ultimativen Ranking-Faktor geworden.

Stacy Connor

Geschrieben von Laura Schneider

Laura Schneider ist ebenfalls eine versierte Journalistin und Online-Redakteurin, die sich auf die Bereiche Wirtschaft, Politik und Gesellschaft konzentriert. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin entschied sie sich, ihre Leidenschaft für das Schreiben und ihre Neugierde für aktuelle Themen im Journalismus zu verfolgen. Sie absolvierte ein Volontariat bei einer angesehenen Tageszeitung und konnte so wertvolle praktische Erfahrungen in der Redaktion sammeln.

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